Blockchainstudie: Potenzial für Energiewirtschaft weitgehend ungenutzt
Auch im Kontext der Energiewirtschaft wird die Blockchain-Technologie lebhaft diskutiert, die ganz offensichtlich für viel mehr als bloß für Kryptowährungen eingesetzt werden kann. Schon heute dient die Blockchain als Grundstein für ein breites Spektrum an technologischen Möglichkeiten und den daraus resultierenden Geschäftsmodellen. Die Energiewirtschaft bietet entlang der gesamten Wertschöpfungskette viele Applikationsmöglichkeiten für BlockchainAnwendungen. Dies erkennt auch die Bundesregierung und spricht in ihrem Strategiepapier von einem „bedeutenden“ Potenzial der Blockchain in der Energiewirtschaft (BMWi und BMF 2019). Damit schließt sie sich der Meinung etablierter Institutionen der Energiewirtschaft an, wie zum Beispiel der Deutsche Energie-Agentur (dena), der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) oder auch dem Bundesverband der Energieund Wasserwirtschaft (BDEW) (Ffe 2018a; dena 2019, 2016; BDEW 2017). Alle diese Einrichtungen schreiben der Blockchain in dem ohnehin viel diskutierten Themenfeld der Digitalisierung das Potenzial zu disruptiven Lösungen zu. Aktuelle Herausforderungen der Energiewende über das gesamte Spektrum der Wertschöpfungskette könnten durch die Blockchain technisch effektiv und anwendungsfreundlich gelöst werden. Ein mögliches Anwendungsbeispiel ist Produkttracking, beispielsweise im Bereich von Grünstromzertifikaten. Blockchain-basierte Herkunftsnachweise böten den Beteiligten der Wertschöpfungskette die Möglichkeit, Netzentgelte und damit die real anfallenden Stromkosten – nach Ansicht einiger Autoren – „fairer“ zu gestalten (Zeiselmair et al. 2018).
Wer Strom aus der Region bezieht, könnte perspektivisch niedrigere Netzentgelte bezahlen, weil er nur lokale Stromnetze nutzt und nationale Netze weniger stark beansprucht. Solch eine „dynamische Netzentgeltregelung“ würde zu dezentralen – und somit zumeist regenerativen – Energieversorgungslösungen anregen. Der Anreiz zu solch einer Reform wird stetig größer. So kommen Jahn et al. (2019) zu dem Schluss, dass die Netzentgelte für Haushaltskunden seit 2016 konstant gestiegen sind. Durch entsprechende Herkunftsnachweise könnte diesem Trend entgegengewirkt werden. Weiterhin werden Peer-to-Peer Lösungen als ein großes Handlungsfeld für die Blockchain gesehen, wie auch in dieser Studie belegt wird. Bei solchen Peer-to-Peer Plattformen ist es essenziell eine neutrale Instanz für den einzelnen Peer, also den Anwender (z.B. Verbraucher), zu schaffen, die die Einstiegsbarriere durch technologische und operative Unterstützung verringert und überdies die Verantwortung für die Versorgungssicherheit übernehmen kann. Diese Instanz muss gewährleisten, dass während des kleinteiligen Stromhandels der Strombedarf der Kunden zu jeder Zeit gedeckt ist und den Teilnehmern regulatorische Pflichten, wie beispielsweise das Bilanzkreismanagement, abnehmen. Solche Anwendungen können zukünftig in Quartierslösungen erwartet werden, oder aber auch von großflächig aktiven Energieversorgungsunternehmen adaptiert werden.
Die Komplette Studie steht hier zum DownloadÜbersicht über Blockchain in der Energiewirtschaft bereit